Unter dem Motto "Teilhabe durch Ehrenamt - aber wie und wo?" stellten sich am Mittwochvormittag im Ratssaal des Albstädter Rathauses verschiedene Institutionen und Vereine vor, die dringend Helfer suchen. Angesprochen werden sollten Migranten, die sich aktiv ins gesellschaftliche Leben einbringen möchten, aber nicht wissen, welche Möglichkeiten es hierfür gibt.
Hemmschwelle überwinden
Die Stadt Albstadt unterstützte die Ehrenamtsbörse, die von der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau veranstaltet wurde. Angesichts der großen Resonanz sieht sich Anne Tulke, die bei der Caritas in Albstadt für die Arbeit mit Ehrenamtlichen zuständig ist, in ihrem Vorstoß bestätigt.
"Es geht nicht nur darum, dass Migranten oft nicht wissen, was es alles gibt, sondern viele trauen sich auch einfach nicht, von sich aus aktiv zu werden." Das sollte sich durch die Börse ändern. Ein Hauptziel der Aktion sei es, so Anne Tulke, ein Zeichen gegen rechtspopulistische Stimmungsmache zu setzen und deutlich zu machen, dass Menschen, die nach Deutschland kommen, auch etwas für diejenigen tun wollen, die sie aufnehmen.
"Wir möchten Menschen mit Migrationsbiografie, die etwas an die Gesellschaft zurückgeben möchten, mit denen zusammenbringen, die Bedarf an ehrenamtlichen Helfern haben."
Der Bedarf ist in der Tat groß. Mit Ständen vertreten waren die Freiwillige Feuerwehr Albstadt, die katholischen Seelsorgeeinheiten Ebingen und Talgang, das Deutsche Rote Kreuz, die Happy Quilting Ladies, der Verein Alt und Jung füreinander, die Stadt Albstadt mit ihrer Impulse-Reihe und dem Projekt Miteinander = Füreinander sowie die Caritas, die beim Tafelladen, der Secontique, dem Kindertreff und vielem mehr auf Ehrenamtliche angewiesen ist.
Insbesondere Sprachvermittler für Somali und Griechisch werden gesucht. Die interkulturellen Sprachvermittler der Caritas - das Projekt läuft seit 2014 - sind bei Beratungsgesprächen mit dabei und übersetzen direkt, was dort gesprochen wird. "Für diese Aufgabe werden sie vorab entsprechend geschult", erzählt Lilli Oster. Sie kümmert sich bei der Caritas um die Migrationsberatung.
Wer offen ist für Neues, Zeit übrig hat und gerne anderen helfen möchte, bekam bei der "kleinen Ehrenamtsbörse" Antworten auf seine Fragen. Die Helfer werden gebraucht: "Ohne sie könnten wir unsere Angebote nicht in diesem Umfang aufrechterhalten", sagte Claudia Münz-Angst, Leiterin des Caritaszentrums Albstadt. Mehr als 140 Ehrenamtliche sind für die Caritas in Albstadt tätig.
Geben und Bekommen
"Es ist ein Geben und Bekommen", beschrieb Albstadts Erster Bürgermeister Anton Reger das Ehrenamt. In unserer heutigen Zeit sei es besonders bedeutsam, in vielfältiger Form bürgerschaftliches Handeln zum Wohle des demokratischen und öffentlichen Gemeinwesens einzubringen und durch aktives ehrenamtliches Bürgerengagement kontinuierlich unter Beweis zu stellen.
Die Caritas habe dies schon seit vielen Jahren auf ihrer Agenda. "Mit dieser Börse werden neue Wege eingeschlagen", das Ergebnis komme den Mitbürgern zugute.
Vielerorts mache sich eine zunehmende Gleichgültigkeit breit, erzählte Anton Reger von seinen Beobachtungen. "Nur noch die eigenen Angelegenheiten sind wichtig." Diesen Egoismus gelte es zu überwinden. In der multikulturellen Gesellschaft trage der Einsatz für die Gemeinschaft dazu bei, dass Integration besser gelinge.